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Dystopie

Rezension: Mad Max: Fury Road

In einer postapokalyptischen Zukunft sind die Lebensbedingungen der Menschen sehr hart – die Welt ist nahezu vollständig zerstört und verwüstet, nur wenige Orte bieten genug Schutz und Wasser, um ein Überleben zu garantieren. Banden und Clans unter dem Kommando brutaler Warlords bestimmen die Welt, und Immortan Joe, der Anführer der fanatischen »War Boys«, zählt zu den hartherzigsten und grausamsten dieser Zeit. Er regiert die Zitadelle, eine Bergfestung mit internem Wasserreservoir, mit eiserner Hand und kontrolliert die Menschen in der Umgebung dadurch, dass er ihren Zugang zum Frischwasser strikt rationiert. 
Nachdem der ehemalige Cop Max Rockatansky in der Wüste von den War Boys gefangen genommen und der Sklavenmeute von Immortan Joe zugeführt wird, um fortan als »Blutbeutel« für die kranken War Boys zu dienen, sendet der Warlord seine Kriegstank-Fahrerin Imperator Furiosa mit einer Begleiteskorte aus, um Rohstoffe in »Gas Town« gegen den dringend benötigten Kraftstoff für die absonderlichen Vehikel der War Boys einzutauschen.

Doch Furiosa hat ganz eigene Pläne – im Inneren des riesigen Tanklastzugs hat sie die fünf Ehefrauen von Immortan Joe versteckt, um ihnen die Flucht vor ihrem despotischen Zwangsehemann zu ermöglichen – und steuert schließlich auf einen anderen Kurs als den vorgegebenen. Als die War Boys Furiosas Verrat entdecken, nimmt Immortan Joe mit seiner motorisierten Streitmacht die Verfolgung der Abtrünnigen auf.
Auch »Blutbeutel« Max wird mit auf die Jagd genommen und an die Vorderseite eines Kriegsvehikels geschnallt, um seinem War Boy zur Verfügung zu stehen. Die Flüchtenden indes müssen sich durch die Gebiete anderer, aggressiver Clans wagen, damit ihre verzweifelte Suche nach dem »Grünen Ort« gelingen kann, an dem sie sich ein besseres und vor allem freieres Leben erhoffen....

Wer mit Filmen wie »Mad Max« aufgewachsen ist und beim Namen »Tina Turner« vor allem an eine Rocklady mit phantastischenm Makeup und Ausstattung als Herrscherin der Donnerkuppel denkt, hat vermutlich vor Aufregung feuchte Hände bekommen, als der neueste Ableger der »Mad Max« Welt angekündigt wurde – so ging es auch mir und so wurde der Film zu einem Muss-Besuch im Kino, und natürlich auch in 3D. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, den bitte ich, diese Rezension nicht zu lesen, da es nahezu unmöglich ist, die positiven Punkte zu umreißen, ohne massive Spoiler einzubauen – versaut euch nicht selbst den Spaß damit, sondern schaut den Film an und lest dann.

Der Beginn mit Max« Gefangennahme ist noch recht gemächlich, aber sobald Furiosa mit dem gepanzerten Tanklaster auf dem Weg ist, bleibt das Erzähltempo des Filmes konstant auf einem sehr hohen Level – man hat kaum eine Atempause, vermisst diese aber auch nicht. Vor diesem Film habe ich sehr stark daran gezweifelt, dass es möglich sein könnte, eine gut eineinhalbstündige Verfolgungsjagd spannend zu inszenieren, aber »Mad Max: Fury Road« ist es ohne Zweifel grandios gelungen. Vom ersten Moment an ist das Gefühl, in eine fremdartige, aber doch irgendwie wahrscheinliche Zukunftswelt zu blicken, überwältigend und gewinnt auch durch die geniale Kulisse, die aberwitzig gestalteten Kriegsgefährte und dezent eingebrachten, aber nicht übermächtigen Gebräuche wie denen der fanatischen War Boys Tiefe.

Die Frage nach mehr Details, mehr Informationen bleibt dabei stets vorhanden, man erhält zwar Einblicke, aber keine Erklärungen, und das hält das Interesse des Zuschauers an dieser Welt stets wach und gierig nach dem nächsten Happen. Dabei scheint vieles relativ simpel gehalten – in »Gas Town« gibt es Treibstoff, der »Grüne Ort« ist ein verheißungsvolles Paradies, die »Milk Mothers« sind genau das – Lieferantinnen für Milch, die maschinell gemolken werden. 
Aber vielleicht ist es gerade diese eindringliche, simplifizierte Sprache, die den kulturellen Verfall einer postapokalyptischen Welt besonders deutlich macht, ohne viel erklären zu müssen. Auch der weitgehende Verzicht auf übermäßigen CGI-Einsatz und digitale Tricks aus der Konserve kommt dem rasanten wie realistischen Gefühl des Filmes sehr entgegen. Gerade die vielen Stuntmen mit ihren aberwitzigen Einsätzen auf den Vehikeln der War Boys lassen einen glauben, dass es so wirklich sein könnte und reißen in einer Weise mit, dass man sich diesen Aufwand auch für andere Filme wünscht. Die verrückten, vielgestaltigen Vehikel und kreativen Einfälle der Setdesigner tragen sehr zur Aufrechterhaltung der Spannung bei.

Bei den Kämpfen werden erst gegen Mitte und Ende des Filmes alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die man bei den Aufbauten der rasanten Kampfwagen der War Boys schon von Anfang an sieht (und sich vielleicht auch wunderte, wofür diese genau dienen sollen). Daneben Ideen wie die Flammenwerfer-Gitarre, deren Feuerwolke perfekt im Einklang mit dem Soundtrack in den Himmel steigt, das Dröhnen der auf einem Gefährt montierten Kriegstrommeln und die mitreißende Immersion ist perfekt. Auch die Nebenrollen sind passend besetzt und gewinnen nach kurzer Zeit ein eigenes Gesicht. Dabei war Nicholas Holt als War Boy Nux, der als Technikgenie den Tanklaster immer wieder flickt und eigentlich vom heldenhaften Tod träumt, ein besonderes Vergnügen.

Das Sehenswerteste dieses ganzen Films, von den Kostümen, den genialen Gefährten, den Stunts und den Settings einmal abgesehen, ist zweifellos Charlize Theron in ihrer Rolle als Imperator Furiosa. Diese Frau definiert den Archetyp einer starken Heldin neu – einer Frau, die genau weiss, was sie will, und auch, wie sie es erreichen kann, sich aber auch nicht zu schade ist, Hilfe anzunehmen, wenn sie ihr gewährt wird. Furiosa ist die absolute Hauptrolle des Filmes und spielt Tom Hardy als Max Rockatansky locker an die Wand.

Dabei ist Max kein schlechter Charakter, und zeigt bewundernswerte Stärke, Loyalität und Einsatz dabei, Furiosas Mission zu unterstützen – doch für die schweigsame, in Extremsituationen beherzt und ruhig reagierende Furiosa ist er einfach keine Konkurrenz. Natürlich muss es in einem Mad-Max-Film auch ein Titelheld vorkommen, aber im Grunde wurde auch Furiosa verewigt – denn »furiosa« ist der portugiesische Begriff für »zornig«, oder auf englisch eben »fury« für »Wut«. Theron wirkt in dieser Rolle vor allem durch Blicke, Gesten und die unbedingte Härte, die sie anderen, aber auch sich selbst gegenüber zeigt. Sie schafft es, den Kosmos faszinierender weiblicher Helden im Sturm zu betreten und sich einen ganz eigenen Platz zu schaffen, der nicht durch eine andere Figur belegt werden kann.


Es ist zudem beruhigend, endlich in einer amerikanischen Produktion nicht das übliche Klischee einer zwingend notwendigen Romanze zwischen den beiden Hauptpersonen zu sehen, sondern das Anerkennen und die gegenseitige Unterstützen zweier Helden, die sich mehr als Kameraden begreifen und das jeweilige Ziel des anderen begreifen und verstehen. Sie verlieren keine unnötigen Worte, handeln instinktiv zum Wohl des anderen und sind sich ganz ohne langes Drumherum eine gegenseitige Stütze. Den großen feministischen Ansatz, den andere indes in »Mad Max: Fury Road« zu entdecken glauben, kann ich nicht wirklich sehen.

Die meisten Frauen im Film sind unterdrückte Wesen wie die »Milk Mothers«, die als Produzentinnen von Muttermilch missbraucht werden, oder die fünf Ehefrauen von Immortan Joe, der hofft, mit ihnen von Krankheiten unbelastete Nachkommen zu zeugen und sie deswegen gefangen hält. Zwar ist der Stamm der »Vuvalini der Vielen Mütter«, aus dem Furiosa stammt, von Frauen dominiert, doch auch diesen wird trotz ihres martialischen Auftretens und einigen sehr faszinierenden Mitgliedern eine tiefe Sehnsucht nach dem Aussäen und Bewahren des pflanzlichen Erbes der Menschheit oktroyiert. Mehr Rückkehr zu traditionellen Rollen geht eigentlich nicht, selbst wenn die beinharte Sniper-Oma einen War Boy nach dem anderen umballert. Dennoch: »Mad Max: Fury Road« ist ein Actionfilm, der verdammt gut unterhält, sehr viel Spaß macht und den ich ganz sicher noch einmal (oder öfter) ansehen werde, sobald er auf DVD erschienen ist.

Fazit: Absolut sehenswert. Für mich die positivste Überraschung des bisherigen Filmjahres. Zehn von zehn möglichen Punkten. Ach ja: Unbedingt im Kino anschauen!

Filmdetails:
Titel: Mad Max: Fury Road
Originaltitel: Mad Max: Fury Road
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2015
Länge: 120 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Regie: George Miller
Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman

Über Gloria H. Manderfeld

1 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Also ich habe bisher durchweg positive Rezensionen gelesen - bin aber immer noch am Zweifeln. Sicher, ein Actionfilm braucht nicht unbedingt viel Logik oder eine anspruchsvolle, gut durchdachte Handlung und ich sehe sehr gern Actionfilme.. Aber bei dem war mir der Trailer schon so durcheinander, ich habe gar nicht wirklich verstanden, worum es in dem Film geht.
    Kostüme und Kulisse und alles, sieht in diesen Eindrücken auch toll aus, keine Frage, aber an alles andere hatte ich eigentlich keine Erwartungen. Da ich jetzt aber mehrere gegenteilige Kritiken gelesen habe, würde ich dann doch ganz gern mit meinem Vater in den Film gehen und mir eine eigene Meinung bilden.

    LG,
    Alexandra von growing-in-self-confidence.blogspot.de

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