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Rezension: Hitman: Agent 47

Einst war der Genetiker Dr. Peter Litvenko der leitende Wissenschaftler des streng geheimen Forschungsprogrammes, das zum Ziel hatte, den Super-Attentäter zu schaffen: schneller, geschickter, stärker und intuitiver als ein gewöhnlicher Mensch, dazu weniger von Gefühlen, Angst oder einem Gewissen belastet. Doch Litvenko wurde von seinem eigenen Gewissen geplagt und verließ das »Agent«-Programm, um spurlos zu verschwinden. Der Syndikate-Konzern unter der Leitung von CEO LeClerq hat sich zum Ziel gesetzt, das seit Litvenkos Verschwinden brach liegende Agenten-Programm neu zu beleben, doch ohne den führenden Kopf sind Syndicates Versuche nicht vom nötigen Erfolg gekrönt. 

Einziges Bindeglied zwischen seinem heutigen Aufenthaltsort stellt seine Tochter dar – Katia van Deen, die mit eigenen Problemen zu kämpfen hat: Ihre Sinneswahrnehmung ist dermaßen scharf, dass sie leiseste Geräusche hören kann, selbst wenn diese in geschlossenen Umgebungen entstehen, die sich in einiger Entfernung befinden. Seit Jahren auf der rastlosen Suche nach dem verschwundenen Litvenko, wird Katia in Berlin von John Smith angesprochen, der sie vor einer nahenden Bedrohung warnt. Denn einer der Agents aus dem Programm Litvenkos hat es auf sie abgesehen – und befindet sich ganz in der Nähe. Als Agent 47 in der U-Bahnstation Alexanderplatz versucht, Katias habhaft zu werden, versucht Smith, die verängstigte junge Frau zu retten …

Fans der Computerspielreihe »Hitman« dürften spätestens beim Anblick des glatzköpfigen Herrn im schwarzen Anzug mit der grellroten Krawatte deutliches Herzklopfen bekommen – und in der Tat entwickelt sich der zweite Film mit »Hitman«-Bezug in einer sehr rasanten Weise, die man ansonsten in der Actiondichte eher von einem PC-Spiel erwartet hätte. Es bleibt wenig Zeit für leisere Zwischentöne, aber die geschickt und vielseitig inszenierten Actionszenen lassen danach auch recht wenig Sehnsucht aufkommen.

John Smith warnt Katia van Deen vor der nahenden Gefahr
Wer angesichts des Filmtitels etwas anderes erwartet hat als eine Menge Action, dürfte enttäuscht werden: Der gesellschaftskritische Ansatz des ersten »Hitman«-Films wird nur selten überhaupt heraus gekramt, auch die Entwicklung der Hauptfiguren Agent 47, Katia und John Smith bleibt bis auf Katia weitgehend auf der Strecke.

Gerade Rupert Friends Darstellung des Agent 47 lebt von sehr ausdrucksarmer Mimik und tiefgründigen Blicken, allzu viel Text hat man ihm nicht vergönnt – im Vergleich zu Timothy Olyphants Agent im ersten »Hitman« Film wirkt Agent 47 noch sehr viel trockener und rationaler als sein Vorgänger. Das muss aber kein Nachteil sein, da es den Unterschied zwischen den biomanipulierten Agents und »normalen« Menschen sehr deutlich zeigt – wer deutlich weniger gefühlsbestimmnt ist, dessen Mimik kann natürlich auch nicht der Norm entsprechen.

Zachary Quinto als John Smith
 Das lässt umso mehr Raum für Katias Sorgen und Ängste, von denen sie in der ersten Hälfte des Filmes in eine permanente Fluchthaltung gepresst wird. Erst durch einige dringend nötige Erklärungen und Anleitung kann sie sich langsam aber sicher weiterentwickeln und wird von einem gefühlten Opfer zu einer interessanten Macherin.

Angesichts der schick inszenierten Action kann ein »Hitman«-Fan sicher auch über einige eher unlogische Aspekte hinwegsehen – Agent 47s Kampfstil mit seinen beiden Pistolen erinnert sehr an das absolut unrealistische »Gun-Kata« aus »Equilibrium«. Die Optik dessen indes ist genial und verleiht den Kampfszenen sehr viel Dynamik, bei der man als Zuschauer nur schwer vorhersehen kann, auf welche Weise es nun ausgehen wird, man langweilt sich keine Sekunde. 
Selbst das sehr auffällige Product Placement des neuen Audi-Modells bei den Kämpfen in Singapur tritt angesichts der abwechslungsreichen Szenenführung in den Hintergrund und wird durch die auffällige rote Farbe des Autos zum Stilmittel, bei dem das Rot von Agent 47s Krawatte seine Wiederholung findet.

Auch der direkte Vergleich der Nahkampf-Stilarten von 47 und John Smith ist ein echter Augenschmaus – wo der Agent elegante, geschmeidige Bewegungen vollführt, die oft sehr akrobatisch und tänzerisch wirken, setzt John Smith ganz auf brachiale Gewalt und schont sich sichtlich beim direkten Kontakt absolut nicht. Warum ihm das möglich ist, wird später im Film auch verraten und zeigt sehr gut, dass zumindest bei der Action eine gewisse innere Logik innerhalb der Grenzen der »Hitman«-Welt gewahrt bleibt und auf die visuelle Darstellung umgemünzt wird.
Eine schöne Konnotation ist das generelle Design der Syndicate-Einrichtungen - das sparsame und lichtintensive Design dürfte vermutlich nicht von ungefähr eine gewisse Verbindung zu Apple entstehen lassen.

Agent 47 (Rupert Friend) in einer gewagten Schussposition
Die Story ist – gelinde gesagt – ausgesprochen dünn und lässt sich auf wenige Worte reduzieren: Finde Litvenko und versuche zu verhindern, dass der Syndicate-Konzern seiner habhaft wird. Aber ehrlich gesagt hatte ich solches auch von einem »Hitman« Film nicht anders erwartet – auch die PC-Spiele glänzen nicht gerade durch Tiefgründigkeit, sondern vor allem durch abwechslungsreiche Szenerien, interessante Verkleidungen für den titelgebenden Agenten, die er braucht, um seine Gegner auszuschalten, und sehr, sehr viel Action.
Und genau das bekommt man auch geboten, in insgesamt knapp 100 sehr unterhaltsamen Minuten, die zudem auf den üblichen und bemühten hollywoodartigen Loveplot verzichten und ein offenes Ende mitbringen, bei dem zumindest ich auf eine Fortsetzung hoffe. Wer als »Hitman«-Game-Fan in diesen Film hineingeht, wird sicher nicht enttäuscht – wer sich eine gesellschaftskritische, tiefgründige Erzählung erhofft hat, sollte allerdings irgend etwas anderes aussuchen, denn dafür taugt »Hitman – Agent 47« absolut nicht.

Fazit: Für »Hitman«-Fans und Leute, die Actionkino ohne viel Tiefgang und spannend inszenierten Kampfszenen zu schätzen wissen. Sieben von zehn möglichen Punkten.

Filmdetails:
Titel: Hitman:Agent 47
Originaltitel: Hitman: Agent 47
Originalsprache: Englisch
Erscheinungsjahr: 2015
Länge: 96 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Regie: Aleksander Bach
Darsteller: Rupert Friend, Zachary Quinto, Hannah Ware, Thomas Kretschmann, Dan Bakkedahi, Emilio Rivera, Ciarán Hinds

Über Gloria H. Manderfeld

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