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Rezension: Assassin's Creed

Im Jahr 1492 tobt der Krieg um Granada zwischen den spanischen Majestäten und dem Herrscher des verbliebenen Restes des maurischen Reiches. Aquilar de Nerha findet den Weg in die Bruderschaft der Assassinen und erfährt davon, dass der Sultan von Granada ein wertvolles Artefakt beschützt, den Apfel von Eden, welchem nachgesagt wird, dass er den Code für den freien Willen des Menschen beinhaltet. Um dieses Artefakt in die Hände zu bekommen, versuchen die den Assassinen feindlich gesinnten Templer den Sohn des Sultans zu entführen, was Aguilar de Nerha und die Assassinin Maria verhindern sollen …

1986 kehrt der junge Callum Lynch nach Hause zurück, um festzustellen, dass seine Mutter von seinem Vater ermordet wurde, einem modernen Assassinen. Als eine Gruppe Finstermänner erscheint, die zu den modernen Templern zählen, beschwört Callums Vater seinen Sohn, zu fliehen. In der Gegenwart sieht sich der zum Tode verurteilte Mörder Callum Lynch mit der Todesspritze konfrontiert, die ihm planmäßig verabreicht wird. 
Als Callum wieder erwacht, befindet er sich jedoch an einem vollkommen fremden Ort – der Forschungsanlage der Abstergo Foundation, wo die brilliante Forscherin Sofia Rikkin versucht, der Menschheit die Neigung zur Gewalt auszutreiben. Der Schlüssel dazu soll Callum sein, der als letzter verbliebener Nachfahre von Aguilar de Nerha mittels des Animus die vergrabenen Erinnerungen seines Vorfahren erlangen soll …

Lange erwartet, versprach die Verfilmung der weltbekannten Computerspielreihe »Assassins Creed« eine Menge Action und eine tiefgründige Hintergrundgeschichte, die in bislang acht Spielen und damit auch acht verschiedenen historischen Kulissen den Grundkonflikt zwischen Assassinen und Templern beleuchtet hat. Zumindest das Versprechen auf Action wurde gehalten, denn die Kämpfe ganz im wändeerklimmenden, rasanten, sprunglastigen Stil des zugrundeliegenden Actionspiels sehen nicht nur hervorragend aus, sondern sind mitreißend und spannend gestaltet. Vor allem vor der historischen Kulisse des mittelalterlichen Granada hackt, sticht und prügelt sich Aguilar de Nerha samt assassinischer Begleiterin durch die Schergen der spanischen Inquisition und damit den Handlangern der Templer zu jener Zeit, um entweder das Geheimnis des Apfels oder den Sohn des Sultans zu beschützen.


Die mittelalterlichen Szenen wirken, wenn man keinen zu historischen Anspruch an die Handlung hat, sehr griffig und realistisch, immer mal wieder blitzt auch ein wenig Humor auf, während Aguilar versucht, seinen Verfolgern zu entkommen und diesen allerlei zustößt – dennoch blieb bei mir durchaus der Wunsch zurück, ich hätte mehr Zeit erhalten, die üppige Kulisse in allen Details zu genießen, nicht nur als vorbeiwischende Landschaft, innerhalb derer Aguilar um sein Leben gehetzt wird. 
In der Ausstattung und den Kostümen zeigt sich die Liebe zum Detail, welche die Macher in jeder Zeitebene beweisen: sowohl die Assassinenwaffen als auch die Ausstattung der mittelalterlichen Szenerie wie auch die kühle Kulisse der Abstergo Foundation und der staubige Charme des Templerhauses wurden gelungen eingefangen und lassen die optische Wirkung sehr rund wirken.

Von der geschickt eingesetzten CGI bei den Übergängen zwischen Animus und Realität einmal ganz zu schweigen – zweifellos einer der Glanzpunkte des Filmes, wenn man den Wechsel zwischen Erinnerung und Tatsächlichem begleiten kann und somit ‚doppelt‘ sieht. 
Auch die Klangkulisse passt sich geschickt den verschiedenen Zeitebenen an und unterstützt die Wirkung der visuellen Gestaltung, sodass eigentlich die wichtigsten Zutaten für eine gelungene Inszenierung vorhanden wären – gäbe es da nicht das Problem mit einer absolut undurchschaubaren, wenig mitreißenden Story, bei der man sich fragen muss, für wen dieses Drehbuch eigentlich geschrieben wurde. 


Selbst als Assassins-Creed-Fan mit Vorwissen über den Konflikt zwischen Assassinen und Templern erscheint mir die gebotene Hintergrundgeschichte als ausgesprochen mager. Zwar wird man auf den Konflikt mehrere Male gestoßen, aber es wird weder wirklich erklärt, wie es zu dem Konflikt kam, noch erfährt man wesentlich mehr als den grundlegenden Kodex der Assassinen oder die Neigung der Templer, alles kontrollieren und ihrem Willen unterwerfen zu wollen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei wird den Spielen nicht wirklich gerecht und sorgt bei Zuschauern, die überhaupt nichts mit den Spielen zu tun hatten, für Irritation. 

Auch die Charaktere bleiben reichlich blass. Michael Fassbender macht in der Rolle als Aguilar de Nerha zwar eine recht schicke Figur, aber mehr als Leute töten, finster gucken und seiner verlorenen Liebe nachschmachten darf er auch nicht. Nicht einmal der Konflikt mit seinem Vater, dem er den Mord an seiner Mutter lange nicht verzeihen kann, gibt Callum Lynch wirklich Format, sodass hier leider der Grundsatz ‚gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht‘ gelten muss. 
Noch unspektakulärer kommen die anderen Gefangenen der Abstergo Foundation daher, die alleine über ihre assassinischen Vorfahren und ihren Wunsch, den gegenwärtigen Templern an den Karren zu fahren, definiert werden. Zumindest wurde hier für Diversität gesorgt, damit sich keine Ethnie benachteiligt fühlen muss – vielleicht war das auch nicht der Anspruch, aber es wirkt leider so.


Jeremy Irons wurde – mal wieder – die Rolle eines Bösewichts offeriert, und auch wenn er nicht so peinlich übertrieben agieren musste wie in Dungeons&Dragons, so war doch seine Interpretation des Alan Rikkin, des CEO der Abstergo Foundation und hochrangigen Templers, mal wieder ein Griff in die Klischeeschublade. 
Rikkin ist der klassische Bösewicht, der ohne Rücksicht auf Verluste seine Ziele verfolgt und sehr vorhersehbar agiert. Einzig seine Liebe zu seiner Tochter Sofia macht aus diesem Abziehbild eines Schurken ansatzweise eine Persönlichkeit, und prompt wird Töchterchen auch durch das Handeln ihres Vaters und den grundlegenden Verlauf des Geschehens, bei dem sie merkt, dass ihre Forschung ausgenutzt wird, ziemlich desillusioniert.

Dieser ganze Storyeinheitsbrei hätte durch ein fulminantes Ende noch irgendwie eine bessere Richtung nehmen können, aber anscheinend haben sich die Macher zwar sehr an der Actionart des Computerspieles orientiert, den wichtigsten Teil jedoch komplett vergessen: Ohne einen ordentlichen Bosskampf am Ende der Story fühlt man sich als Spieler betrogen, und genau dieser wird den Zuschauern vorenthalten. 
Zwar bereiten sich die Assassinen generalstabsmäßig auf den Showdown im Templer-Anwesen von London vor und schleichen sich samt Waffe geschickt ein, aber die letzte Konsequenz, Rikkins Tod, wird so banal inszeniert, dass man mit einem Gefühl der inneren Frustration auf den Abspann starrt und sich fragen muss, ob die Filmemacher das Ganze wirklich ernst gemeint haben. 


Ein Computergame, das mir solch ein Ende bereitet, hätte ich jedenfalls niemals wieder angefasst. Da durch das Ende die Möglichkeit einer Fortsetzung angedeutet wird und der Film seine Produktionskosten mehr als doppelt eingespielt hat, steht zu hoffen, dass es eine Fortsetzung geben könnte – aber dann bitte mit ein bisschen mehr Budget für die Drehbuchschreiber, damit nicht wieder so ein verquaster Mist zusammengestöpselt wird.

Fazit: Optisch hervorragende, spannende Actionsequenzen für Fans gepaart mit einer vorhersehbaren, verschwurbelten Story. Fünf von zehn möglichen Punkten.


Filmdetails:
Titel: Assassin's Creed
Originaltitel: Assassin's Creed
Originalsprache: Englisch, Spanisch
Erscheinungsjahr: 2016
Länge: 116 Minuten
Altersfreigabe: FSK16
Regie: Justin Kurzel
Drehbuch: Bill Collage, Adam Cooper, Michael Lesslie
Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Brendan Gleeson, Jeremy Irons, Michael K. Williams, Ariane Labed, Javier Gutiérrez, Denis Ménochet

Über Gloria H. Manderfeld

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