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Rezension: EVE - Das brennende Leben

Das Universum von EVE wird von den allgegenwärtigen Kapselpiloten beherrscht – vier große Imperien trachten danach, ihren Einfluss auszudehnen, und verdeckte wie offene Aktionen gegeneinander werden durch Kapselpiloten ausgeführt, die als Spitze der Gesellschaft nahezu unantastbaren Status genießen.
Zudem können sie nicht sterben – fortschrittliche Klontechnologie überträgt im Fall der Zerstörung ihrer Raumschiffe die biologischen und psychischen Parameter eines Kapselpiloten auf einen neuen Klon, der im Schutz ferner Raumstationen in einer Kapsel ruht.
Macht und Einfluss haben den Kapselpiloten vielerorts die Verbindung zu den einfacheren Menschen geraubt, sie entscheiden mit ihren Waffen und Schiffen über das Schicksal Tausender, immer bestrebt, für ihre bevorzugte Fraktion Aufträge zu erfüllen und den eigenen Einfluss dort zu erhöhen.

Einer, der einem Kapselpiloten bitterste Rache geschworen hat, ist der junge Bluträuber Drem, dessen Kolonie unvorhergesehen von einem Kapselpiloten bombardiert wurde, wobei auch Drems Familie fast vollständig ausgelöscht wurde.
Doch wie rächt man sich an einem nahezu unerreichbaren Gegner, von dem man nicht einmal weiß, wer er eigentlich ist? Gerade genesen, klaut der junge Blutjäger ein Raumschiff seiner Fraktion und fliegt einen Angriff auf einen Kapselpiloten, wird dann aber ein zweites Mal gerettet – und landet bei den Schwestern von Eve, die sich der medizinischen Hilfe für alle Fraktionen verschrieben haben. Doch auch dort hegt er seinen Racheplan im tiefsten Herzen und versucht, dafür Verbündete zu gewinnen …

Ralea ist Missionsagentin und damit eine derjenigen, die an die Kapselpiloten für ihre Fraktion, die Gallente, Aufträge vergeben – was einst als Herausforderung für sie begann, hat sie in eine tiefe Drogenabhängigkeit geführt, da sie vor allem mit den Tötungsmissionen, die sie vergeben muss, immer weniger zurecht kommt. Gebeutelt von den Begleiterscheinungen ihrer Drogensucht begeht sie einen Mord und muss von der Station flüchten, auf der sie ihren Dienst tut.
Agenten haben durch die Wichtigkeit ihrer Arbeit zwar nahezu unantastbaren Status, doch derlei wird auch bei Agenten nicht akzeptiert. Sie beginnt gemeinsam mit ihrer Freundin Heci eine Odyssee durch die verschiedenen Imperien, um einen Ort zu finden, an dem sie ihre Schuldgefühle verarbeiten kann – und einen Ausweg aus ihrem Leben zu finden …


 
Wer sich auf dem Online-Spielmarkt einmal umgesehen hat, dürfte den Veteranen der Weltraumsimulation, EVE, sicherlich bereits gemerkt haben. Doch auch für die eifrigen Spieler des MMOs sind die Hintergründe der einzelnen Fraktionen nicht immer leicht zu erfahren und erfordern Recherche – leichter fällt es, den verworrenen Wegen von Drem und Ralea zu folgen und sich frei Haus Eindrücke und Hintergründe der Hauptfraktionen liefern zu lassen. Die Amarr, Caldari, Gallente und Minmatar wie auch die Blutjäger (Blood Raiders) und die Schwestern von Eve (Sisters of Eve) werden durch das Erleben der Charaktere lebendig und plastisch beschrieben.
Gerade bei Raleas Storyline sind die Einsichten, die sie durch ihre Reise gewinnt, teilweise recht ernüchternd, da es bei jeder Fraktion neben den vorgeblichen Annehmlichkeiten auch Schattenseiten gibt, Drem selbst gehört den Blutjägern an, die im Spiel selbst nur als Gegnerfraktion erscheinen und den Kapselpiloten (Spielern) das Leben schwer machen. Gerade hier sind die Einblicke in die Kultur und Gesellschaft sehr interessant beschrieben und durch ihre Andersartigkeit sowohl faszinierend wie abstoßend.

Beide Handlungsstränge werden fast immer abwechselnd erzählt, Danielsson schafft es, jedes Kapitel vor einem Perspektivwechsel mit einem kleineren oder größeren Cliffhanger zu beenden, sodass das Interesse des Lesers auf das kommende Kapitel zu der handelnden Person gewahrt bleibt. Bis auf einige Längen in Umgebungsbeschreibungen von Drems Verbündetensuche ist der Spannungsbogen gelungen und lässt das Interesse auf das Kommende wach bleiben.
Leider lässt sich bei Raleas Storyline das Ende etwa ab dem zweiten, unbefriedigt verlaufenden Kontakt zu den großen Fraktionen erahnen, dies tritt aber hinter den Erlebnissen der Agentin wieder zurück und wirkt sich weit weniger störend auf den Erzählfluss aus, als man meinen könnte.

Für einen Einstieg in das EVE-Universum ist 'Das brennende Leben' in jedem Fall geeignet, durch die vielen unterschiedlichen Kulturen und Ereignisse wird hier das Bild einer lebendigen, vielschichtigen Welt gezeichnet. Dass Hjalti Danielsson der Chefautor für die Geschichten des MMOs 'EVE' ist, fällt hier sehr positiv ins Gewicht, er erzählt abwechslungsreich und spannend, lässt auch kleine Details wie die bekannteste Limonade des Universums, Quafe, nicht unerwähnt.

Fazit: Guter und abwechslungsreicher Blick in das EVE-Universum – wer Space Operas mag, sollte diesem Buch eine Chance geben. Sieben von zehn möglichen Sternen.

Buchdetails:
Reihe: EVE
Titel: Das brennende Leben
Originaltitel: EVE: The Burning Live
Autor: Hjalti Danielsson
Übersetzer: Helga Parmiter
Buch/Verlagsdaten: Blanvalet Taschenbuch Verlag, 448 Seiten, Februar 2011, ISBN-13: 978-3442267538, 8,99€

Über Gloria H. Manderfeld

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