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Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Die Klempnerbrigade von Dromund Kaas


Endlich herrschte wieder Stille. Wohltuende Dunkelheit. Ein Raum, dessen Größe überschaubar war und bei dem man nicht befürchten musste, beim nächtlichen Klogang von Wumpratten überrascht zu werden oder einem Spinnenregen von der Decke ausgesetzt zu sein. Und die Dusche funktionierte ohne begleitende Raumüberschwemmung. Man konnte das Klo benutzen, ohne das Gefühl zu gewinnen, dass vermutlich gleich das Ding aus dem Sumpf den Abfluss empor klettern würde, um einem in den Arsch zu beissen.
Als sich Lieutenant Lienas van Arden schlaftrunken in ihrem Bett umwendete, konnte sie mit einem Blick die Umrisse der Einrichtung in ihrem Quartier bemessen. Es stand alles dort, wo es hingehörte, vermutlich hätte sie auch blind alles gefunden, was sie benötigte. Von allen Gewohnheiten, die sich im Lauf der Zeit auf Fort Asha in ihr Leben geschlichen hatten, war dies die praktischste. Umso deutlicher erschien ihr jetzt der Kontrast zwischen ihrem wohlgeordneten Quartier auf dem Stützpunkt und der abgeranzten Bruchbude in Sektor 37C auf Triple Zero, dem ach so strahlenden Mittelpunkt der Galaxis. 

Wieso auch immer die 'Black Weapons' auf den Gedanken gekommen waren, ihre neuen Verbündeten in einem Gebäuzde einzuquartieren, das früher einmal einem Sanitärunternehmen als Lager- und Bürohaus gedient hatte, war ihr schleierhaft. Die Folgen dessen hatten die Soldaten bei ihrem Undercover-Einsatz jedenfalls sehr in Atem gehalten. Wer aus der Gruppe geglaubt hatte, dass die Mission zum wichtigsten Planeten der galaktischen Republik irgendeinen Urlaubscharakter mit sich tragen würde, war beim Anblick der neuen Unterkunft, welche die Bezeichnung 'karg' neu definierte, eines Besseren belehrt worden.
Dort gab es schlichtweg so gut wie gar nichts - bis auf einige, im Weg herumstehende Kisten mit Sanitärbedarf, die man vor ihrem Einzug nicht entfernt hatte, und eine Menge unliebsamer tierischer Mitbewohner. Die Wumpratte, welche bei der ersten Begehung Goz angefallen hatte, war nur eine erste vorsichtige Begrüßung gewesen. Goz hatte sich natürlich trotzdem nicht darüber gefreut, von dem Vieh angesprungen zu werden und dies lautstark kundgetan. 

Doch gegen die wahre Lawine an Spinnengetier, welche sich in einem anderen Raum über die Eintretenden ergossen hatte, war das nur ein schwacher Abklatsch gewesen.
Dass eines von den Viechern sich in ihren Haaren verkrallt hatte, war schon eine Zumutung gewesen, aber Goz dabei zusehen zu müssen, wie er total durchgedreht war, hatte vermutlich so ziemlich jeden im Team erstaunt. 
Schließlich stand den wenigsten Soldaten auf der Stirn, vor was sie nun genau Angst hatten. Bei Goz waren es wohl Spinnen. Er hatte sich später, nachdem es ihr gelungen war, ihn wieder etwas zu beruhigen, auch geweigert, den Raum zu betreten. Und Narnian, das neueste Gesicht in der Truppe für Lienas, war kaum mehr dazu zu bewegen gewesen, den Raum wieder zu verlassen - der Cathar-Soldat hatte letztendlich die Spinnen als Energieriegelersatz benutzt und den restlichen Abend an den erbeuteten Spinnenschenkeln herumgekaut. 
Überhaupt erwies sich das Zusammenleben mit einem Cathar als deutlich anstrengender als vermutet: Überall fand man seine Haare. In den Räumen, unter den Feldbetten, im Vorratslager, im Ausfluß der Dusche. Manchmal hatte sie das Gefühl nicht loswerden können, dass der Cathar einmal täglich sein komplettes Fell austauschte und die Hinterlassenschaften einfach an Ort und Stelle fallen ließ. Von seinen wirklich widerwärtigen Essgewohnheiten ganz zu schweigen! Lienas war wirklich froh, dass sie sich auch im neuen Quartier den Raum mit JP teilen konnte - der schlief in seiner Hälfte gücklicherweise lautlos und haarte nicht, auch wenn das bei seiner grauenvollen Frisur ab und an schwer zu glauben war.

Sie hatten sich am ersten Abend auf Triple-Zero gleich passend eingeführt - während Lienas gemeinsam mit JP Werkzeuge und andere nötige Dinge einkaufen geflogen war, hatten Goz, Rayne und Narnian die Nachbarschaft erkundet und einen Raubüberfall eines Trandoshaners und eines Twi'lek auf eine Passantin verhindert. Dass der Trando am Ende mit zu Brei geschossenem Schädel und der Twi'lek zu Tode geprügelt auf der Straße lagen, stand nur marginal mit der Einsatzanweisung im Konflikt, erstmal möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Vermutlich hatten sich die Männer abgreagieren müssen, aber auch das war kein Grund für einen solchen Exzess. Das würde sie im Auge behalten müssen, sonst hätten sie die CSF schneller vor der Tür, als sie 'Sicherheitskräfte' sagen konnten.
Raynes Versuch, die Dusche mit zarter Gewalt wieder zum Laufen zu bringen, endete an diesem Abend mit einer Springflut, die nur mit einer riesigen Menge an Lappen und einem neuen Absperrhahn eingedämmt wurde. Glücklicherweise hatte Goz einen solchen in einer der Kisten mit den Sanitärteilen auftreiben können. 

Schließlich standen sie knöcheltief in der Badnische im Wasser und lachten wie die Verrückten - als Klempnerbrigade von Dromund Kaas waren die Soldaten zweifellos erfolgreicher gewesen denn als unauffällige Söldner einer Eliteeinheit. Das nächste Mal bei einer solchen Mission waren sie vermutlich glaubhaftere Klempner, wenn noch ein paar Dinge kaputt gingen und sie sich die passende Übung damit verschaffen konnten.
Nach einem weiteren, glücklicherweise ruhig verlaufenen Tag hatten sie sich eigentlich wieder mit Leuten der 'Black Weapons' treffen wollen, aber dazu kam es nicht. Eine großangelegte Razzia der CSF band die Aufmerksamkeit dieser kriminellen Bande an die betroffenen Gebiete und sie hatten sich kurzfristig entschlossen, einen kleinen Entsatzungsangriff auf eine CSF-Streife zu unternehmen. Schließlich wollte man sich gleich passend einführen und sowohl JP als auch Lienas in ihrer Rolle 'Bluebird' waren der Ansicht gewesen, dass den Männern ein bisschen Abwechslung guttun würde. Zumal war fünf gegen vier eine annehmbare Konstellation - wäre nicht von Anfang an alles schief gelaufen, was schief laufen konnte.

Alles begann damit, dass sie sich der Streife näherten, die einen Unfallort zweier Gleiter sicherte und die Daten der Gleiterführer aufnahm. Zwei gepanzerte, zwei leichter bewaffnete CSF-Leute. Goz hob seine Waffe viel zu früh, und wie alle guten Sicherheitskräfte waren die vier natürlich sofort in Aufruhr. JP hatte von einem der Dächer in der Nähe zwar einen der gepanzerten CSFler ausschalten können, aber den Nachteil, sich ohne Deckung und gute Feuerpositionen in den Kampf begeben zu müssen, konnte das nicht ausgleichen. 
Das folgende zähe Feuergefecht hatten sie erst mit einer Nebelgranate herumreissen können, dann allerdings hatte ein Streifschuss Goz' Headset zerstört und geordnetes Vorrücken war unmöglich geworden. Im Schutz von Narnians Deckungsfeuer hatte Lienas den Sprung auf den Gleiter der CSFler gewagt, um den männlichen Offizier auszuschalten, was ihr mit einem guten Wurf eines Kampfmessers auch gelang. Dann zogen sich die beiden verbliebenen CSFler hinter einen Kistenstapel in Deckung zurück. Als sie versucht hatten, die beiden durch einen Angriff zu dritt aus der Deckung zu jagen - Narnian von links, Goz von rechts und Lienas als Deckungsfeuernde von oben, die über eine Metallaufbaut gelaufen war - wurden sie mit einer Granate beworfen.

Goz hatte es zwar noch geschafft, die Granate im Flug abzuschießen, aber die entstehende Druckwelle der Explosion hatte sie alle von den Füßen gerissen und Lienas einen ordentlichen Flug durch die Luft beschert. Noch immer fühlte sie das Echo der Prellungen am ganzen Leib, wenn sie sich auf ihrem Bett bewegte, und es würde noch einige Tage lang so bleiben. Wegen so etwas wollte sie auch nicht dauernd Schmerzmittel nutzen - für die Nächte war es jedoch noch immer nötig. Wenigstens hatte die Rüstung das schlimmste abgefangen, und eine fachkundige Massage später war zumindest das Schlimmste gemildert. 
Narnian hatte da weit mehr einstecken müssen - der extra für ihn organisierte, windige Straßenarzt hatte dem Cathar nicht nur eine gründliche Halbkörper-Rasur, sondern auch noch Durchfall verpasst, den das Breitbandantibiotikum als Begleiterscheinung mitgebracht hatte. Wenigstens konnten sie sich mit dem Gedanken trösten, dass sie trotz widriger Umstände nicht nur lebend aus der Sache herausgekommen waren, sondern auch ordentlichen Schaden verursacht hatten. Der von JP - dem Captain - ausgefüllte Missionsbericht klang sehr viel mehr nach erfolgreichem Einsatz als sie es zuvor vermutet hätte. Es war wohl immer eine Frage dessen, wie man die Sache verkaufte.

Dennoch war Lienas froh, nun wieder in ihrem eigenen Bett zu liegen, fernab des ewigen Lärmes der tieferen Ebenen von Coruscant. Fernab des Gestanks, des Ungeziefers und der Notwendigkeit, mit allem gleichermaßen rechnen zu müssen. Und dem sicheren Wissen, dass ein sehr wichtiger Jemand auf sie gewartet hatte, als sie nach der langen, anstrengenden Woche im Einsatz zurückgekehrt war. Vertraute Wärme, angesichts derer sie die Ereignisse der vergangenen Tage loslassen konnte und wieder ruhigen Schlaf fand. 
Sich gemütlicher in die Decke kuschelnd, überließ sie sich wieder dem Schlaf, und mit diesem verblasste auch der Eindruck dessen, was gewesen war, um einem neuen Morgen auf Jaguada Platz zu machen.

Über Gloria H. Manderfeld

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