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Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Regentage

Dromund Kaas und Regen waren ein logisches Gedankenpaar. Es regnete im Grunde immer, und wenn es gerade nicht regnete, dann war dies nur ein kurzer Augenblick zwischen zwei Regenschauern. Wer auf Dromund Kaas geboren war, spürte diesen Regen irgendwann nicht mehr. Man bemerkte ihn erst als fehlend, wenn man sich au einen anderen Planeten bewegte, andere Erfahrungen machte. Und irgendwann dachte man nicht mehr über den Regen nach, weil zu viel anderes geschah und man sich auf anderes konzentrierte.
Lienas van Arden stand in der Nähe der Nexusraum-Cantina auf einer der Brücken und ließ den feinen Nieselregen ihre Haut benetzen. Diese zarte, streichelnde Berührung der feinsten, warmen Tröpfchen von oben fühlte sich sehr vertraut an. Es gab keinen anderen Planeten, auf dem es auf diese Art und Weise regnete, oder zumindest hatte sie ihn noch nicht gefunden. Diesen Regen gab es nur hier, dem Planeten ihrer Geburt. Hier lebte ihre Mutter, und hier wuchs ihr Neffe in der gemütlichen Wohnung ihrer Schwägerin auf. Sie hätte Dromund Kaas Heimat nennen sollen, aber das konnte sie seit Jahren nicht mehr tun, dafür war einfach zu viel geschehen. Zu viele Verbindungen waren gekappt worden.

Da schien es Master Sergeant Blex anders zu gehen. Er besuchte hier Gräber, kam regelmäßig her, um sich verbunden zu fühlen, auch wenn er es nicht aussprach. Gemächlich nahm sie einen Schluck aus ihrem Caf-Becher und ließ die heiße, schwarze Flüssigkeit ihre Kehle entlang hinab rollen. Der Caf war gut, sehr stark wie schon an jenem Abend, an dem sie zufällig über Blex gestolpert war, als dieser gerade jene Cantina verlassen hatte, die sie gerade besuchen wollte. Wenigstens waren sie nach dem letzten Einsatz auf Coruscant wieder einigermaßen im Reinen miteinander, zumindest empfand sie es so. 
Er hatte nach der Winter-Biwak-Übung gewütet, jeder Zoll an ihm ein stiller Protest gegen das anbefohlene Vorgehen. Für Blex schien die Welt bedeutend einfacher zu sein als für viele andere, und an manchen Tagen beneidete sie ihn für dieses Weltbild. Es gab Soldaten, die Schwächere beschützten und gegen den Feind kämpften. Es gab Zivilisten, die man beschützen musste. Und es gab den Feind, der zu bekämpfen war, damit irgendwann vielleicht Frieden herrschen und die Zivilisten glücklich leben konnten. Alles, was komplexer war als diese drei Grundannahmen, machte die Sache schwierig für ihn. 

Damit war er mehrfach während der Einsätze auf Coruscant kollidiert, und es würde vermutlich so weitergehen - ein Teil von ihr verstand absolut, warum es ihm schwer fiel. Ein anderer Teil jedoch hatte sich längst gegen solche Gedanken abgeschottet. 
Ein Agent verrichtete weitaus schmutzigere Arbeit als ein Soldat, wenn es sein musste, und diese Arbeit konnte man nur mit einem kühlen Kopf machen. Ein Agent durfte sich den Luxus der Menschlichkeit nicht allzu oft leisten, und das war ein Punkt, den Blex nie verstehen würde. 
Er würde auch Captain Stryder-Garrdes nüchterne Einschätzung der Gegebenheiten niemals teilen oder nachvollziehen können - eben weil der Captain noch immer mehr wie ein Agent dachte denn als imperialer Offizier. Manches legte man niemals ab, wenn es einem über lange Jahre eintrainiert worden war. Im Vergleich zwischen den beiden Führungsoffizieren der Einheiten - Thrace und Stryder-Garrde - sah sie die Unterschiede der Ausbildung bei jeder Gelegenheit deutlich zutage treten. Absurderweise verstand sie beide. Sie war der Schatten dazwischen, ein Zünglein an der Waage, das mal in die eine, mal in die andere ausschlagen musste, damit diese Sache funktionierte.

Sie hatten über persönliches gesprochen an jenem Abend auf Kaas. Blex wünschte sich Urlaub, um seinen Bruder auf Nar Shaddaa besuchen zu können, seinen letzten Familienangehörigen und dummerweise zudem noch einen Deserteur der imperialen Armee. Die Akten bezeichneten Cortes Blex als mutmaßlichen Waffenschieber, und das war einer der Gründe, warum sie Blex gefragt hatte, ob er einen Kontakt herstellen könnte. Egal wo sich ihr Bruder befand, sie war sich sicher, dass eine Befreiung nicht ohne Waffengewalt ablaufen würde, und dafür würde sie nichts aus den Depots von Fort Asha nehmen können. Irreguläre Aktionen mussten vom Dienst strikt getrennt werden. Vermutlich würde es sie ihre Karriere kosten, wenn es herauskam. Es würde sie jetzt schon einiges kosten, wenn irgendwer erfuhr, was sie Blex versprochen hatte - seinen Bruder nicht vor ein Militärgericht zu bringen, wenn sie wusste, wo er sich befand. Ein Leben gegen ein Leben. Ein goldenes Versprechen, das dritte, welches derzeit offen war.
Wenn einer es schafft, ihn zu finden, dann sind Sie es, Lieutenant. Sie hätte gerne Blex' Vertrauen in sie ebenfalls gehabt, aber noch war zu vieles offen. Und keine Meldung von ihrem Kontakt auf Coruscant. Langsam machte sie sich auch um diesen Sorgen. Was war los bei ihm, dass er nicht antwortete? Trotz seiner Arbeit musste es doch irgendwann eine Gelegenheit für ihn gegeben haben ..
Wieder fluteten Bilder mit tausend Möglichkeiten ihren Kopf, die sie mit ihrem Caf zu ertränken versuchte.

Wenigstens waren die Entscheidungen des Dienstes geradliniger. Man arbeitete, man fand Lösungen für Probleme. Einfaches Schwarz und Weiß. Wie die Mandalorianer, die Captain Stryder-Garrde vor Kurzem dafür angeworben hatte, das Anwesen von Darth Aroval nach brauchbaren Artefakten und Informationen zu durchsuchen. Ein gemeinsamer Schlag alderaanischer, republikanischer und sonstiver verbündeter Truppen hatte dem Wirken des durchgedrehten Sith mit Weltherrschaftsanspruch vor einiger Zeit ein Ende gemacht - und damit auch den Druck auf benachbarten Provinzen gemildert, sich um Flüchtlinge kümmern und einen Angriff fürchten zu müssen. Sie selbst hatte bis zuletzt damit gerechnet, dass Arovals Truppen auch über das Land von Haus Elentaar herfallen würden - aber die Koalition schien schneller gewesen zu sein und hatte das Schlimmste verhindert.
Alderaan? Das ist doch der Planet mit den arroganten Clowns?
Wenigstens eine Baustelle weniger. Und es hatte ihr gezeigt, dass der Captain immer irgendwo einen Plan B in der Schublade liegen hatte. Wenn er selbst nicht nach Alderaan reisen durfte, um sich dort umzusehen, dann fand er einen Weg, es tun zu lassen. Wirklich begeistert wirkten die beiden Mandalorianer nicht von dem Auftrag, aber die absurde Menge Credits als Bezahlung schien sie dann doch zu locken. Zumindest der trockenen Humor der Söldnerin gefiel ihr irgendwie. Danach ein Rundgang auf der 'Arch of Tears', bei dem der Captain ihr einige Dinge über das Schiff verraten hatte, zudem bekam die 'Arch' neue Kommunikationstechnik, eine ideale Vorbereitung für kommende Missionen. 

Auch die Drinks in der Offiziersmesse taugten, wenngleich sie sich mal wieder über so einiges nicht einig gewesen waren. Die Nachbesprechung der letzten Mission auf Coruscant war für beide Offiziere nicht angenehm gewesen und hatte gezeigt, dass auch Stryder-Garrde sich mit dem Gedankengut sehr moralisch handelnder Soldaten nicht anfreunden konnte. Nicht, dass es sie erstaunt hatte - aber es würde zu bedenken sein für künftige Missionen. Manchmal reichte schon eine andere Formulierung, um beide Seiten zufrieden zu stellen. 
Am Ende war es ihr gelungen, weit genug auf ihn einzuwirken, dass bei künftigen Missionen die moralischen Bedenken der Soldaten mit einfließen würden, um unnötige Konflikte zu vermeiden. Es würde sich jedoch nicht ändern lassen, dass sie Missionen durchführten, die für einen normalen Infanteristen mehr als befremdlich wirken mussten. Wenigstens hatte dieser Abend mit einer gewissen Einigkeit geendet...
Und von den Mandalorianern kam sie irgendwie auch nicht los. Irgendwo da im Meer der Hochhäuser von Kaas City befand sich die mandalorianische Enklave, zu der Master Sergeant Kreldo Lienas vor einigen Tagen mitgeschleppt hatte. Wieder nahm Lienas einen Schluck Caf, richtete den Blick in die Höhe und versuchte, das passende Gebäude mit dem Blick von anderen zu unterscheiden, aber sie gab es angesichts des stärker werdenden Regens irgendwann einfach auf. Kaas City war groß.
Als sie vor der Winter-Biwak-Übung dem Master Sergeant gesagt hatte, dass sie ihre Kenntnisse über die mandalorianische Kultur gerne erweitern würde, um künftig eventuell angeworbene Söldner besser verstehen zu können, hatte sie nicht mit einer Einladung in die Enklave gerechnet. 

Auch nicht mit einer Führung durch das mit Trophäen und Waffen geradezu vollgestopfte Gebäude. Trophäen schienen für die Mandalorianer ungemein wichtig, zeigten ihren Erfolg auch vor anderen. Was für ein Kontrast zum Leben als Agent, bei dem man still und verschwiegen seine Arbeit verrichtete und am Besten unsichtbar blieb. Es hatte ihr Freude gemacht, die perfekt ausbalancierte Beskad-Klinge ein wenig umher zu wirbeln, den vagen Klang der Luft zu vernehmen, wenn Metall durch Luft schnitt. 
Der ungewöhnlichste Teil des Abends jedoch war die Fragestunde gewesen, die Kreldo ihr ermöglicht hatte - ihre beiden Adoptivtöchter hatten sich voll gerüstet und mit Gewichtsrucksäcken auf dem Rücken in Liegestützehaltung begeben müssen und waren dazu verdonnert worden, Lienas' Fragen zur mandalorianischen Kultur zu beantworten. Bei einer richtigen Antwort bekamen sie nur ein Kilogramm mehr Gewicht zusätzlich eingestellt, bei einer falschen jedoch fünf. Es war einer dieser Momente gewesen, in denen Lienas sich sehr glücklich geschätzt hatte, dass sie nicht als Soldatin unter Kreldo ausgebildet wurde - diese Mandalorianerin hatte definitiv einen sehr kruden Sinn für Herausforderungen. Und sie selbst hatte einige sehr interessante Dinge über Mandalorianer erfahren - vermutlich würde es nicht der letzte Abend dieser Art gewesen sein. Sie würde Kreldo ein bisschen mehr über shereshoy ausquetschen müssen.

In einem der ärmlicheren Bereiche der Stadt hatte sich dann auch der letzte bemerkenswerte Besuch der letzten Tage abgespielt. Darth Crutio hatte sich weitaus früher gemeldet als vermutet, mit einer Aufgabe, die schon von Anfang an recht amüsant geklungen hatte. Er wollte herausfinden, welcher der beiden Sith, die sich in seine Nähe begeben hatten, es wert war, mehr Zeit auf ihn zu verwenden, und schickte diese beiden auf die Suche nach einer ehemaligen Padawan mit besonderen Machtfähigkeiten aus. 
Lienas' Aufgabe bei dieser Angelegenheit war es, die Sith mit ihrem Wissen und Können zu unterstützen. Doch die verborgene Agenda erforderte, dafür zu sorgen, dass hinter beiden aufgeräumt wurde, wenn etwas schief lief und sie ein bisschen genauer im Blick zu behalten. Vor allem auf Sith Xzari, die Schülerin Lord Tragos', sollte sie achten - was Lienas schon alleine wegen ihrer Verpflichtung dem Lord gegenüber zu tun gedachte. 
Sie hatten also gemeinsam einen Hacker aufsuchen müssen, um diesem einige Informationen über den vermeintlichen Aufenthaltsort der Padawan zu entringen. Während Xzaris Erfahrungen als Ermittlerin bestenfalls rudimentär waren, hatte Lienas' Spaß in dem Moment begonnen, in dem sie der Sith dezent, aber doch nachdrücklich klargemacht hatte, dass sie die Entscheidungen treffen sollte und nicht der Lieutenant. 
Führungserfahrung sammelte man nicht dadurch, dass man entscheiden ließ - und daran hielt sich Lienas während des gesamten Gesprächs mit dem Hacker und seiner Gehilfin. Sie ließ Xzari verhandeln - die sich eine Unmenge Credits für ein paar Vermutungen hatte aus der Nase ziehen lassen - und ihren Teil der Rolle gespielt. Ein bisschen zur Schau gestellte Lust an Brutalität, ein Polizeigriff, der heftiger ausgefallen war als sie es für gewöhnlich nutzte, und schon hatte der Hacker klein beigegeben. Ein einfacher Kunde, und glücklicherweise ein ergiebiger. 

Der Darth hatte sich angesichts des Erfolges zufrieden gezeigt, auch wenn sich Lord Leyl und Sith Xzari entscheiden mussten, in welche Richtung die Suche weitergehen würde. Eine weitere Lektion in Geduld und der kühlen Bewertung von Informationen, die bei Sith gerne durch Kampfeswut und Leidenschaft ersetzt wurden. Auch dieses Gespräch hatte Spaß gemacht, zu sehen, wann die Rädchen begannen, sich zu drehen, wann die Logik sich ihre Bahn bereitete und beide sich schließlich geeinigt hatten, wenngleich auch zähneknirschend.
Dann würde es also nach Nar Shaddaa gehen, wieder einmal auf den Huttenmond, auf die Suche nach der Freundin des Padawan. Ein bisschen Schmutz und Schund und pulsierendes Leben für zwei Sith, die als Reinblüter wie ein neonfarbenes Nexu im Dschungel auffallen würden. Das konnte heiter werden, zweifellos.  Darth Crutio wusste eben, wie er seine Möchtegern-Schüler herausfordern konnte. Lienas war sich sicher, dass der pragmatische, alte Sith es sehr genoss, den beiden Jüngeren dabei zuzusehen, wie sie beginnen mussten, über sich selbst hinauszuwachsen. Es war einfach seine Art. Es würde immer seine Art sein.
Als ihr Caf-to-go-Becher leer war, stieß sich Lienas vom Geländer ab und atmete tief durch. Zeit, noch einen kleinen Abstecher zu diesem Laden zu machen, in dem man jene exclusiven Caf-Sorten erstehen konnte, die Captain Thrace so sehr mochte. Er würde sich über ein Mitbringsel sicher freuen. Nicht zuletzt, weil es bedeutete, dass sie selbst immer wieder bei ihm vorbeischauen würde, um leckeren Caf aus seiner sündhaft teuren Spezial-Maschine zu schnorren...

Über Gloria H. Manderfeld

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