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MMORPG

Es war einmal ... der SW:ToR-Exploit



Vor zwei Tagen wurden mal wieder neue Dinge in SW:ToR eingepatcht - das Meiste davon PvE-Änderungen, die für die meisten meiner Mitspieler eher weniger relevant waren. Der Dauerbrenner unter den Gesprächsthemen ist vielmehr ein Stuhl - der Jedi-Tempel-Stuhl, der im letzten Kartellpaket hätte enthalten sein sollen, es aber nicht war.
Als Kompensation hat Bioware diesen Stuhl im "Kartellbasar" auf der imperialen und republikanischen Flotte in das Verkaufsinventar des Esstran-Exporte-Händlers gepackt und den Preis auf nur einen Credit gesetzt - wie schon vor einigen Monaten bei einem anderen Item. Damals waren wir alle auf einen Spielautomaten wild, der es nicht wie geplant in ein anderes Kartellpaket geschafft hatte.

So weit, so gut: Jeder, der diesen Stuhl haben will, kann ihn nun in großer Menge kaufen und bei sich in die Dekorationssammlung einlesen. Im Zweifel könnte man auch seine Strongholds mit Stühlen zupflastern, wenn man es unbedingt will - aber eines sollte man auf keinen Fall tun: Diesen Stuhl wieder an den Vendor zurückverkaufen, denn dafür erhält man 100 Credits. Ein Bug, ganz klar - und einer, vor dem Bioware kurz darauf auch zunächst in den offiziellen Foren, dann auch im Ladescreen gewarnt hat.
Kauft man nämlich einen ganzen Stapel á 99 Stühlen für insgesamt 99 Credits, kann man diesen Stapel für 9900 Credis wiederverkaufen. Damit macht man nach etwa 100 Verkäufen eines ganzen Stapels eine Million Credits - und das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders, sondern ein klarer Exploit.

Für alle, die mit so etwas noch nie zu tun hatten: Was ist ein Exploit?

Von einem Exploit spricht man, wenn ein Spieler einen durch einen ungewollten Design- oder Programmierfehler entstehenden Vorteil im Spiel für sich ausnutzt.
Dieser Begriff wird vom englischen Wort 'to exploit' abgeleitet, welches 'ausbeuten, ausnutzen, ausschlachten' bedeutet und damit klar sagt, womit man es zu tun hat: Mit einer Aktion, die demjenigen, der sie ausführt, einen Gewinn verschafft, den er nicht haben sollte.
Was ist eigentlich ein Exploit?
Exploits können bei solchen Verkaufsmechaniken wie dem Jedi-Tempel-Stuhl entstehen, oder das Bekämpfen eines Bossmobs in einer Operation deutlich erleichtern, weil man eine Bossmechanik ausnutzt, die den Kampf deutlich erleichtert, indem man zum Beispiel keinerlei Schaden nimmt, wenn man an einem bestimmten Ort steht oder eine bestimmte Aktion zum Nachteil des Bossmobs ausführt.

In keinem MMORPG wird das exzessive Nutzen von Exploits geduldet und Spieler, die dabei erwischt werden, müssen in der Regel mit einer harten Strafe rechnen, vom temporären Bann bis hin zum dicht gemachten Account.
Wenn also ein Spieleentwickler frühzeitig ankündigt, dass eine bestimmte Aktion schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wird, dann sollte man als  halbwegs intelligenter Mensch doppelt und dreifach überlegen, ob man das nun wirklich tun muss, auch wenn ein paar leicht verdiente Millionen überaus verlockend sein können und man sich damit endlich mal die ganzen schicken Dekodinge kaufen kann, die man schon lange haben wollte. 

Inzwischen hat Bioware gehandelt und eine erste Welle an Leuten, die den Exploit genutzt haben, für sieben Tage aus dem Spiel gebannt. Sieben Tage, in denen sich mancher wird überlegen müssen, ob es die Sache wirklich wert war. Sieben Tage, die allerdings genau dann wirkungslos verpuffen werden, wenn die Leute, die sich Millionen erschwindelt haben, diese behalten dürfen. Denn die intelligenten unter den Schwindlern haben die Kohle längst durch den Galaktischen Handelsmarkt oder Transfers auf andere Accounts gewaschen und versuchen, sich ihren Vorteil dadurch zu bewahren.
Einen Vorteil, den sie auf dem Rücken aller ehrlichen Spieler, die durch Handelsmarktkenntnis, Daily- und Weekly-Farmen und die Nutzung anderer legaler Möglichkeiten, um in diesem Spiel an Geld zu kommen, austragen werden. Denn je mehr Credits im Umlauf sind, desto mehr verzerrt sich der auf einem RP-Server ohnehin recht schwierige Markt - zu Ungunsten aller, die den Exploit nicht genutzt haben.

Ich habe gestern einen Stapel Stühle für meine Dekosammlung gekauft und fand am entsprechenden Vendor einige Leute vor, die da mehrere Minuten lang herumstanden. Da fragt man sich natürlich, was diese Leute dort so alles gemacht haben - aber ein Schelm, der dabei Böses denkt ...
Amüsant finde ich jetzt, dass es doch so manchen gibt, der sich darüber beschwert, wegen einer im vollen Wissen ausgeführten illegalen Aktion mehrere Tage lang Zwangspause machen zu müssen. 

Da werden Argumente angeführt, die man nur mit viel gutem Willen als solche anerkennen kann: Bioware hätte beispielsweise viel früher eine Warnung in deutscher Sprache herausgeben sollen, da man des Englischen nicht mächtig sei.
In einer Zeit, in der man selbst in Hauptschulen zumindest eine Fremdsprache lernt - englisch! - oder Mitspieler fragen könnte, die es einem erklären, ist die Aussage, man hätte die Exploitwarnung nicht verstehen können, weil man kein Englisch spricht, doch ziemlich lahm.

Wer keine Stühle zurückverkauft hat,
kann sich entspannt zurücklehnen..
Oder Bioware hätte diesen Exploit gleich aus dem Spiel nehmen sollen, wie sie es bei anderen, schwerwiegenderen  Bugs getan haben. Ja, hätten sie können - aber vielleicht haben sie das schlichtweg aus Rücksicht auf die Spielerschaft, die in dieser Woche bereits eine etwa 8 Stunden dauernde Downtime hinnehmen musste, nicht tun wollen. 
Vielleicht hat man auch darauf vertraut, dass die meisten Spieler klug genug wären, den Exploit nicht zu nutzen, nachdem sie schon deutlich darauf hingewiesen hatten, dass Missbrauch Konsequenzen nach sich ziehen würde.

Natürlich kann man sich auch auf den Gedanken herauszureden versuchen, man wisse nicht, was ein Exploit sei und habe diesen Umstand einfach als praktisch empfunden - oder sich über den unerwarteten Zuwachs an Geld, der dann zudem so leicht zu erhalten war, einfach gefreut.
Mal ehrlich, Leute: In einem Spiel, in dem es zig Möglichkeiten gibt, bei denen man für das Erlangen von ein paar Tausend Credits irgendwelche Quests erledigen muss, bei denen man mehr zu tun hat als in der Gegend herumzustehen, soll es einen derartig leichten Weg zum Geld geben?
Ein Item für einen Credit kaufen zu können und für hundert dann zu verkaufen - an denselben Händler - soll nicht etwas sein, das zumindest eine gewisse Irritation hervorruft? Und selbst wenn einen das noch nicht genug irritiert: innerhalb etwa einer Stunde mehrere Millionen Credits mit diesem Trick zu machen sollte einem zumindest misstrauisch machen. Es zwingt einen schließlich niemand, mehrere tausend Mal eine bestimmte Aktion zu vollführen.
Und zumindest hier gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Ich habe absolut kein Mitleid mit denjenigen, die derzeit eine Zwangspause genießen 'dürfen' und hoffe, dass Bioware auch alle durch den Exploit erworbenen Reichtümer löscht. Und wenn dies nur durch eine Rücksetzung der Saves geht, dann meinetwegen auch das. Lieber ein Verlust im Spielfortschritt als zu dulden, dass so viele Leute mit ihren Betrügereien davonkommen.
Denn ehrliche Mitspieler sollten in jedem Spiel am weitesten kommen.

Über Gloria H. Manderfeld

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