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RPG-Blog-O-Quest #24: Charaktere


Neuer Monat, neues Glück - und natürlich auch eine neue "RPG-Blog-O-Quest", bei der sich RPG-Blogger abwechselnd interessante Fragen zum Rollenspiel und allem Drumherum stellen. Ursprünglich initiiert wurde diese Aktion vom Würfelhelden und Greifenklaue, die Fragen dieses Monats zum Thema "Charaktere" stammen indes von Timberwere und sind auf ihrem Blog "Timber's Diaries" zu finden. Viel Spaß beim Lesen!
Die Charakterbilder aus dem Titelbild habe ich mir übrigens aus dem RPG "Baldur's Gate" ausgeborgt, da ich sie auch nach fast zwanzig Jahren seit Erscheinen als sehr geeignet halte, um die Umterschiedlichkeit von Charakteren auf einen Blick darzustellen.

1. Nach welchen Gesichtspunkten und aufgrund welcher Inspirationen baust du deine Charaktere?
Generell überlege ich mir immer zuerst ein grobes Konzept, bei dem ich die hauptsächlichen Charaktereigenschaften festlege und dann überlege, wie jemand mit diesen Eigenschaften auf bestimmte Ereignisse und Herausforderungen reagieren würde. Welche Vorlieben und Abneigungen sich daraus entwickeln könnten, welche Verhaltensweisen dazu passen.
Dann lege ich einige Eckdaten aus der Vergangenheit fest, die diesen Charakter in der vorliegenden Version geprägt haben könnten, überlege zudem, welche Personen im Leben des Charakters wichtig sind oder waren - und schon habe ich ein relativ 'rundes' Gesamtbild, das mir dennoch genug Raum lässt, um den Charakter später mit mehr Details zu versehen, wenn ich eine gute Idee dazu habe.  Insipriert werde ich meist von Momentaufnahmen. Das kann mal ein Charakter aus einem Film oder Buch sein, dessen Verhaltensweisen ich interessant finde, oder eine konkrete Fragestellung aus dem Alltag, bei der ich mir neue Blickwinkel überlege - oder aber, ganz profan, ich überlege, welche Art von Charakter eine bestehende Runde spannend ergänzen könnte - wenn es bereits drei zwielichtige Schurkencharaktere in einer Vier-Helden-Runde gibt, fände ich einen vierten Charakter dieser Art nicht besonders herausfordernd.

2. Was fällt dir am Leichtesten bzw. am Schwersten beim Charakterbau und warum?
Ich hasse es, Charaktergeschichten schreiben zu müssen - was bei einem Autor vermutlich seltsam klingt, aber leider den Tatsachen entspricht. Als ich bei Foren-Rollenspielen noch sehr aktiv war, war das für mich immer eine extrem hohe Hürde vor der Anmeldung eines neuen Charakters, da die wirklich guten Foren immer verlangen, dass man ihnen einen Neucharakter ausführlich vorstellt. Niemand möchte schließlich eine Katze im Sack kaufen, also muss man die gesamte Lebensgeschichte von A bis Z einmal herunterbeten - je älter der Charakter, desto mehr persönliche Erlebnisse und damit auch mehr notwendiger Text, um diese zu beleuchten. Jedes Detail ausführlich zu beleuchten, passt jedoch überhaupt nicht zu meiner Charakterbaumethode, das heißt, ich muss mich zu sowas immer ziemlich zwingen ...

3. Recycelst du gelegentlich Charaktere, die du in einer früheren Runde schon einmal gespielt hast, für neue Runden und warum oder warum nicht?
Der einzige Charakter, den ich jemals (zum Teil) recycelt habe, war Lienas van Arden, da das Universum gepasst hat (Star Wars), aber bis auf Namen und visuelle Erscheinung sind die Grundeigenschaften ziemlich anders als der ursprüngliche Charakter. Für mich ist es wichtig, dass der gespielte Charakter zu der Welt passt, in der ich ihn dann verkörpere, sodass ich angesichts einer recht weiten Varianz an Spielwelten ohnehin kaum Überschneidungen hätte und deswegen grundlegend immer neue Charaktere entwerfe.

4. Wie stehst du zum Charaktertod? Darf dein Charakter sterben bzw. unter welchen Umständen?
Ich bin klar für den Charaktertod, und zwar in zwei Fällen: Entweder, wenn ich mich als Spieler so grenzdämlich anstelle, dass ich auch mit vom SL deutlich gezeigten Auswegen immer die potentiell tödliche Alternative gewählt habe, oder weil es zum Augenblick passt, auf eine heldenhafte, interessante, tragische Weise draufzugehen. Das Heldenleben ist gefahrvoll und sowohl der Spieler als auch der Charakter sollten einen möglichen Tod vor Augen haben. 
Ich mag Leute zB überhaupt nicht, die ihre Chars durch die Bank weg so spielen, als könnte ihnen nie was passieren, weil sie sich darauf verlassen, dass ihre Mitspieler und/oder der SL sie am Leben halten. Es nimmt gefährlichen Situationen eine Menge Immersion, wenn sich ein Charakter nicht auch mal vor dem Tod fürchtet - Angst zu überwinden und sich dennoch in Gefahr zu begeben, macht für mich heldenhaftes Handeln zu einem großen Teil aus.

5. Was bedeutet Charakterentwicklung für dich?
Den eigenen Charakter von Ereignissen, anderen Charakteren, politischen Entwicklungen der Umgebung und anderem beeinflussen zu lassen. Ja, ein stringentes Charakterkonzept ist für mich wichtig, aber keine Person existiert wie eine einsame Insel inmitten ihrer Umgebung. Ein Charakter sollte durch seine positiven Erfahrungen wachsen können - oder sich daran entwickeln, wie er auch mal scheitert. Gerade wenn man über Jahre hinweg mit denselben Charakteren und Spielern dahinter Rollenspiel betreibt, finde ich solche Entwicklungen sehr spannend zu beobachten und schaue auch gern selbst auf das zurück, was sich bei meinen Chars verändert hat.

Bonusfrage: 
Der wohl skurrilste Charakter, den ich je im Live-Rollenspiel verkörpert habe, war meine Werewolf Live-Glaswandlerin, weil diese total auf Bling-Bling und Glitzerkram und Tussizeug stand, was ich im realen Leben absolut nicht leiden kann. Umso witziger war es, mal eine Rolle zu spielen, die mit mir als Person nicht wirklich viel zu tun hatte und damit umso exzentrischer sein durfte. Ich habe mir extra für diesen Charakter auch noch einige Perücken mit Haaren in Knallfarben gekauft, um dem Clancredo der Glaswandler gut zu entsprechen - und war wirklich ein 'ganz bunter Hund' in einer Horde immer leicht irritierter Wölfe ...

Über Gloria H. Manderfeld

4 Eure Meinung zu den Nerd-Gedanken:

  1. Die Vorgehensweise mit den "Eckdaten" des Charakters, die man dann aber noch mit Details füllen kann, verwende ich auch relativ häufig genau so. Und am Allertollsten ist es dann, wenn man die diversen - ursprünglich gar nicht so direkt zusammenhängenden - Eckdaten im Laufe der Zeit immer mehr in ein einziges kohärentes Ganzes zusammengefügt bekommt und es dann so ist, als seien all diese Details schon immer dagewesen. :D

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    1. Ja - aber das ist ja auch nicht erstaunlich, weil man bei jedem kleinen, neuen Detail, das man anfügt, das bereits vorhandene Ganze im Blick hat und ein neues Detail auf Unstimmigkeiten abklopfen kann :) Ist im Grunde meine Lieblingsmethode für das Charaktererschaffen, wenn ich denn dafür die Möglichkeit habe.

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  2. Meistens mache ich es genau so, wie Du es beschrieben hast.

    Manchmal, wie bei meinem letzten Char, läuft es anders. Da stand nur Geschlecht und Gesinnung fest. Dann habe ich die Regelwerke durchforstet, und mir überlegt welche Klasse spass machen könnte. Nach der Klassenwahl kam der Rest: Alter, Herkunft, Eltern, Jugend usw.

    Die Geschichten schreibe ich dann, wenn ich Lust dazu habe. Da ich fast nur PnP RP mache, ist das Schreiben der Geschichten nicht so wichtig wie bei Foren-RP, oder Online RP (WoW oder so).
    Derzeit schreibe ich an einer Geschichte, einfach weil es gerade extrem Spass macht, und es auch einfach nur so heraus sprudelt, und ich mich austoben kann. Was vermutlich auch daran liegt, das der Char eine böse Gesinnung hat. Im Moment bin ich bei 25 Seiten, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Kommen also noch einige Seiten dazu.

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    1. Wow, das ist ja echt mal einiges - da wünsche ich dann viel Spaß beim Schreiben :) freut mich echt für dich, dass dich dein neuer Charakter so inspiriert und motiviert, daraus was cooles zu machen :)

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