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Rezension: James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät

Als James Bond die junge, vom Leben desillusionierte Tracy di Vicenzo kennen lernt, muss er sie kurz darauf retten: schon beider kleines Autorennen im Süden Frankreichs hat angedeutet, dass Tracy die Gefahr liebt, doch beim Spiel im Casino von Royale-les-Eaux wagt sie zu viel und verliert beim Spiel alles.
James Bond, ganz Gentleman, rettet die widerspenstige Schöne vor der Schande, auf der schwarzen Liste des Casinos zu landen und wird von ihr wenig später ausrechend dafür belohnt.

Doch auch die leidenschaftliche Liebesnacht kann sie von ihrer tiefen inneren Verzweiflung nicht ablenken, wenig später versucht sie sich umzubringen – wieder gerettet von James Bond. Kurz darauf werden die beiden jedoch von bewaffneten Handlangern eines korsischen Mafioso aufgegriffen und zu diesem gebracht, da dieser den neuen Mann im Leben seiner Tochter genau unter die Lupe nehmen will. 

Der beste Mann des Secret Service stößt im Austausch für seine positive Aufmerksamkeit Tracy gegenüber ganz unverhofft auf eine Spur des seit dem Feuerball-Vorfall flüchtigen SPECTRE-Anführers Blofeld und macht sich daran, seinen Feldzug gegen den Meisterverbrecher wieder aufzunehmen.
Dieser führt ihn in die Schweiz auf eine entlegene Bergspitze, wo sich Blofeld mit dem Nimbus eines forschenden Wissenschaftlers umgeben hat, um ungestört seine neuen Pläne aushecken zu können. In dessen Nähe muss sich Bond nun einschleichen, ohne Waffen, ohne Verstärkung und vor allem ohne genau zu wissen, was ihn nun erwartet und wie er Blofelds noch unbekannten Plan vereiteln soll …


Mit ‚Im Geheimdienst ihrer Majestät‘ knüpft Fleming an die offen gebliebenen Handlungsfäden des Romans ‚Feuerball‘ an und widmet sich der ungelösten Frage, was aus SPECTREs Anführer Blofeld wurde.
Zunächst jedoch konzentriert sich die Handlung alleine auf Bond und dessen neuestem Interesse, der jungen und wie für die meisten Bond-Heldinnen erwartungsgemäß schönen, vom Leben nicht gerade glücklich behandelten Tracy di Vicenzo, die er gleich mehrfach retten muss. Es entwickelt sich eine zarte, schwierige Romanze, die endlich aus dem coolen Actionhelden auch einen menschlicheren Helden macht, der sich etwas Dauerhafteres für sein Leben wünscht.
Ironischerweise erhält er genau in dem Moment, in dem er sich innerlich zumindest teilweise von dem wechselhaften Agentenleben abwendet, gar den Dienst quittieren will, einen Hinweis auf seinen verhassten Erzfeind, sodass ihm nichts anderes bleibt, als sich zunächst dessen Eliminierung zuzuwenden.

Bond, der von seinen vielen Affären und Erlebnissen meist weitgehend unbeeindruckt geblieben ist, entwickelt im elften Roman der Reihe deutlich mehr Tiefe, er wirkt gereifter, erwachsener; der Junge mit den spannenden Spielsachen und der Neigung, sich schnell und nie auf Dauer zu verlieben, wird zu einem verantwortungsbewussteren Mann.
Nicht von ungefähr lernt er Tracy an einem Ort kennen, an dem er zum ersten Mal die schmerzlichen Tiefen der Liebe erkundet hat – durch die Spionin Vesper Lynd und deren tragischen Tod in Royale-les-Eaux, die dort sogar begraben liegt. Geschickt verbindet Fleming die verschiedenen Szenen: Bonds zunächst eher beschauliche Reise durch Südfrankreich wird nur in einer Rückblende erzählt, die in die Rahmenactionhandlung mit deutlich höherem Tempo eingewoben wird.

Wie gewohnt brilliert der Autor in klaren, nachfühlbaren Charakterisierungen, vielseitigen Landschaftsbeschreibungen und einem gut recherchierten Hintergrundwissen, das nicht nur bei den Actionszenen seine große Erfahrung verrät. Der storybedingte tiefere Einblick in die Welt der Heraldik gerät dabei interessant, ohne langatmig zu werden und lässt den Leser nicht zu sehr in Details verharren, sondern lenkt die Aufmerksamkeit immer wieder dem anziehenden Tempo der Erzählung zurück.
Als es nach der Enthüllung des ungewöhnlichen Schurkenplanes endlich zum Showdown mit Blofeld kommt, wird die Story zu einem Pageturner, bei dem die plastischen Beschreibungen der Kampfhandlungen ihr Übriges tun, um den Leser bis zur letzten Seite und dem tragischen Ende von Bonds Romanze zu führen.

Ohne Kitsch und zu viel Zuckerguss erzählt, wirkt die Liebesgeschichte zwischen Bond und Tracy teilweise sogar recht nüchtern, fast unromantisch, fühlt sich angesichts des doch oft recht rationalen und gefühlsunterdrückenden Helden aber sehr passend an. Hier finden zwei Menschen mit schwerwiegenden Erfahrungen trotz aller Schwierigkeiten auf unprätentiöse Art und Weise zueinander, die sich einfach angenehm lesen lässt. 
Dass Tracy ihren späteren Ehemann in einer nahezu ausweglos geglaubten Situation rettet, trägt noch mehr dazu bei, sie zu einer glaubhaften Nebenfigur zu machen, die dem Helden trotz mangelnder Kampfkenntnisse ebenbürtig ist. Damit wird sie zu einer der stärksten Frauengestalten im Bond-Universum und hat zu Recht verdient, den ewigen Junggesellen einzufangen.

Durch die vielen Zwischentöne und die Vollendung aller erzählerischen Stärken in der Bond-Reihe ist ‚Im Geheimdienst Ihrer Majestät‘ ein Roman, der unter vielen guten Romanen noch ein Stück heraus ragt und von der ersten bis zur letzten Seite begeistern kann – das Erzähltempo lässt mich auch nach dem siebten Mal lesen das Buch nicht aus der Hand legen.

Fazit: Für mich nach wie vor der beste Roman der Bond-Reihe – uneingeschränkte zehn von zehn möglichen Punkten.

Buchdetails:
Reihe: James Bond 007, Band 11
Titel: Im Geheimdienst Ihrer Majestät
Originaltitel: James Bond – On Her Majesty’s Secret Service
Autor: Ian Fleming
Übersetzer: Anika Klüver, Stephanie Pannen
Buch/Verlagsdaten: Cross Cult, Broschiert, 371 Seiten, 1. Aufl. (Dezember 2013), ISBN-13: 978-3864250903, 12,80€

Über Gloria H. Manderfeld

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