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Der perfekte Moment

Der perfekte Moment: Explosionen die Zweite

Die Wolken zogen am Abendhimmel von Fort Asha still dahin. Eine hellgraue Rauchschwade driftete zu jenen empor, wenngleich sie längst aufgelöst war, als sie sich über das Gelände des Militärstützpunkts erhob. 
Lieutenant Lienas van Arden  folgte den müßigen Bewegungen der Wolken mit ihrem Blick und zog bisweilen an ihrem Zigarillo, dem günstigeren Ersatz für ihre allgegenwärtigen Zigarren. Seit dem längeren Krankenstationsaufenthalt nach dem Einsatz auf Kaas hatte sie ihr Rauchaufkommen reduziert, aber ganz damit aufhören konnte und wollte sie nicht. 

Master Sergeant Blex hatte es auch nur nach einer schweren Verletzung und mehreren Tagen im Kolto-Tank geschafft, von seinem Laster zu lassen, das war ihr durchaus bewusst. Doch die vielen Jahre ohne nennenswerte Laster, welche sie als Agentin im Auftrag des Imperialen Geheimdienstes verbracht hatte, forderten ihren Tribut - sie wollte nicht davon ablassen, es war eines der wenigen Dinge, die gegen jegliche Vernunft für sie pures Vergnügen bedeuteten. Im Grunde hatte sie ohnehin recht wenige echte Laster. Das Rauchen teurer Zigarren, hochwertiger Alkohol und Männer. Wobei die schlechte Wirkung letzterer auf  Lienas' Gesundheit bisher erfreulicherweise ausgeblieben war.

Eine der mannshohen Wände des Forts im Rücken, blieb sie angelehnt stehen und konzentrierte sich einige Momente lang nur darauf, wie der Rauch im Inneren ihres Mundraumes schmeckte. Man konnte den Cognacgeschmack wahrnehmen, wenn man darauf achtete, und nur aus diese Grund rauchte sie die besondere Zigarillosorte überhaupt - sie mochte den Geschmack.
Ihre Gedanken drifteten schnell von der Gegenwart zur Vergangenem, allem voran dem letzten Einsatz auf Belsavis. Langsam schlich es sich als unangenehme Gewonheit ein, dass es bei den mit diesem verrückten Terroristen verknüpften Einsätzen zu Explosionen kam. Wenigstens war sie dieses Mal weit genug vom Epizentrum entfernt gewesen - Sergeant Crossfire hatte nicht ganz so viel Glück gehabt. 
Der Planet hatte einen faszinierenden Anblick geboten, eine so reiche und widersprüchliche Landschaft wie erwartet. Dumm nur, dass sie diese Landschaft erst nach einem Fallschirmsprung hatten betrachten können. Im Gegensatz zu Staff Sergeant Limsharn, für den das Ganze sichtbar nur aus Routine bestanden hatte, war Lienas' Landung nicht ganz so elegant verlaufen. Ihr erster Kontakt mit Belsavis hatte sich bäuchlings im Dreck abgespielt - aber wenigstens war sie nicht wie Captain Thrace an einem Felsen hängen geblieben.
Das Vorrücken auf unbekanntem Terrain war planmäßig und sehr professionell abgelaufen, alle im Team kannten ihre Aufgaben und erledigten sie zuverlässig. 

Dass sie jedoch bei den ersten Wachposten der Sith-Sekte nur auf Leichen gestoßen waren, verlieh der ganzen Mission von Beginn an schon einen unangenehmen Beigeschmack. Vor allem, da die Körper noch nicht lange leblos im Schnee gelegen hatten. Hatte die strikte Geheimhaltung etwa versagt, die Captain Stryder-Garrde und der Colonel vereinbart hatten? Gab es irgendwo ein Informationsleck? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen war Lienas mit der Gruppe weiter vorgerückt. 
Dass sie trotz allen Vorbereitungen nicht die ersten waren und immer wieder auf Spuren von nur kurz zurückliegenden Kampfhandlungen trafen, erweckte ihr stetig vorhandenes Misstrauen umso mehr. Bei der Ausgrabungsstätte hatten sie vor anrückenden Patroullien durch eine schmale Felsspalte in eine Höhle flüchten müssen, die sich vor allem für den groß gewachsenen Limsharn als Problem erwiesen hatte. Im Inneren der Höhle mussten sie sich über eine Felsbrücke bewegen, die sich über einen kleinen Lavasee gespannt hatte - und, wie auf die Bestellung des stets launischen Schicksals, natürlich hatte es prompt eine Erderschütterung gegeben, welche die Felsen unter den Füßen der Soldaten hatte wegbrechen lassen.

Das war der für Lienas schlimmste Augenblick der Mission gewesen - plötzlich keinerlei Halt mehr zu haben, sodass sie nur durch viel Glück am Rand der verbliebenen Felsenbrücke mit beiden Händen hatte zupacken können. Ohne Captain Stryder-Garrdes Hilfe hätte sie es wohl nicht nach oben geschafft, und das Team hatte die Höhle schließlich im Laufschritt hinter sich lassen müssen, um ihr nacktes Leben zu retten. 
Je weiter sie auf das Gebiet der Revaniter-Sekte vorgedrungen waren, desto deutlicher waren die sichtbaren Anzeichen eines eben stattgefundenen Kampfes geworden. Erst an der Ausgrabungsstätte selbst, die das Ziel der Mission war, trafen sie auf merkliche Gegenwehr durch Wachdroiden. Blasterschüsse blitzten im Schnee auf, doch für die gut ausgebildeten Soldaten waren die Droiden keine schwierigen Gegner gewesen. 

Im Inneren der Grabstätte hatten sie nach weiteren Kämpfen schließlich einen Altar erreicht - und dahinter die größte Überraschung des ganzen Einsatzes. Kein auffindbares Artefakt, sondern eine verletzte Soldatin der imperialen Armee, genauer gesagt, Colonel Sarah Keeler, neben der die Leiche ihres Teamkollegen lag. Den ersten Kontakt zu der wohlbeleumdeten ehemaligen Offizierin des Sturmregiments hatte sich Lienas immer etwas anders vorgestellt. 
Jedenfalls nicht darin, von Keeler ruppig angeblafft zu werden, während die Lieutenant die schwere Beinwunde der Verletzten notdürftig mit dem Inhalt ihres Medkit MKI versorgte. Wenigstens hatte sie sich gegen die Evakuierung nicht gewehrt, bei der Lienas Keeler stützte, da diese sonst nicht hätte gehen können.

Hätte Captain Stryder-Garrde das Holocron von dem Altar von einem Spezialisten bergen lassen, anstelle es einfach wild aus seiner Halterung herauszureißen, wäre ihnen sicherlich auch der Rückzug im Eiltempo aus der Grabstätte erspart geblieben - so aber hatte der Sockel mit dem leeren Holocronabdruck rot aufgeleuchtet und kurze Zeit später hatten Orbitalschläge die unterirdische Anlage erschüttert. Nur mit sehr viel Glück waren sie rechtzeitig herausgekommen, nur wenige Momente, nachdem Crossfire als letztes Teammitglied das Gebäude verlassen hatte, war es schlichtweg wegen des Beschusses explodiert. 
Sergeant Crossfire hatte ein Trümmerteil an den Helm bekommen und wurde davon zu Boden geworfen, Lienas verbrachte die auf die Explosion folgenden Minuten über Keelers Körper gebeugt, um die Verletzte durch ihren Kampfanzug zu schützen. Glücklicherweise konnten sie alle ohne weitere Schwierigkeiten aus dem Missionsgebiet auf Stryder-Garrdes Phantom zurückevakuieren, um sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen: Kein Artefakt. Kein Heilmittel für Morrison - nur eine Verletzte, einen Toten und sehr viele offen gebliebene Fragen. 

Keeler war nicht mehr ansprechbar, sobald der Meddroide an Bord sie behandelte, und so musste sich Lienas bezähmen, ihre Fragen hinten an stellen. Der Rückflug war bis auf einen Ausbruch akuten Rassismus' von Captain Stryder-Garrde ereignislos verlaufen - dass Lienas kurzerhand die Mirialanerin Crossfire mangels zweitem Behandlungsbett in seiner Kabine einquartiert hatte, war ihm gar nicht recht gewesen, Verletzte hin oder her. So hatten sie den Sergeant im Briefingraum unterbringen müssen - eine Aktion, die sich früher oder später sicher rächen würde. Egal ob man mit Aliens zurecht kam oder nicht, einen Kameraden so zu behandeln, würden die Leute von der 193. nicht vergessen. 

Da war der Tag nach der Rückkehr bedeutend angenehmer gewesen - nach all den Anspannungen der letzten Zeit hatte sich Lienas aus dem Fort abgesetzt, sie hatte die engen Mauern verlassen müssen, um darin nicht zu ersticken. Ein Abend ohne Com, ohne Dienst, ohne die ganzen Anforderungen durch ihren Vorgesetzten und ihren Kommandeur, ohne irgendwelche Pflichten. Nur ein Zelt, zwei Schlafsäcke, eine Kiste voller Essen und Getränke und ein Kamerad, der diesen Fluchtpunkt in freier Natur genauso zu schätzen wusste wie sie selbst. 
Thrace war von ihrer Einladung zunächst überrascht gewesen, war ihr aber umso lieber gefolgt. Einige Stunden in aller Ruhe, gefüllt mit entspannten Gesprächen, die den Dienst nur sehr marginal gestreift hatten, leckeren Sandwiches und einem guten Whisky unter dem nächtlichen Himmel von Jaguada. Es hatte einfach nur gut getan und ihr neue Kraft für die folgenden Tage gegeben. 

Beruhigend, dass auch das 181. Vorgesetzte aufbieten konnte, die im täglichen Umgang nur als schwierig eingestuft werden konnten - Major Robert Delman war überraschend für eine Inspektion seiner Truppe eingetroffen und hatte es innerhalb der ersten fünfzehn Minuten Gespräch mit Colonel Sordan geschafft, diesen so sehr zu verärgern, dass er kurzerhand das Empfangskommittee, welches aus Master Sergeant Blex und Lienas gebildet worden war, vor die Tür seines Büros geschickt hatte, um sich alleine mit dem arroganten Schreibtischhengst zu befassen. Blex' erste Reaktion auf Delman hatte Bände gesprochen, seine Worte das Ganze noch unterstrichen - sonderlich beliebt schien der Major in seiner eigenen Einheit nicht, und an diesem Abend hatte er sich auch auf Fort Asha keinen neuen Freund geschaffen. 
Lienas selbst war sich nicht so recht im Klaren darüber, wie sie Delman einordnen sollte - klopfte er auf möglichst heftige Art den Colonel ab oder war er einfach nur ein vollkommen verblendeter Karrierist, der auf einem dermaßen hohen Kampfläufer sass, dass er nicht bemerkte, wieviel er mit seinem Kurs eigentlich anrichtete? Eines war jedenfalls sicher - die nächste Zeit würde amüsant werden, nicht zuletzt auch wegen des Auftrages, den ihr Colonel Sordan nach seinem Kennenlernen mit Delman gegeben hatte. Sie war schon gespannt, ob der Major es auch bei ihr versuchen würde, und vor allem auf welche Art und Weise.

Lienas schnippte das nahezu fertig gerauchte Zigarillo auf den Boden und trat es mit dem Stiefelabsatz aus. Es gab zwar auch Aschenbecher neben dem Kaserneneingang, immerhin herrschte auf dem gesamten Gelände in allen Gebäuden Rauchverbot, aber sie ignorierte diese gekonnt und rauchte dort, wo es ihr gerade gefiel. Bisher hatte sie auch noch niemand deswegen gemaßregelt - oder man hatte sie schlichtweg nie erwischt. Den strafenden Blick ihres Vorgesetzten wegen einer Beschwerde dieses Inhalts konnte sie sich bei so einer Sache lebhaft vorstellen. 
Wobei Stryder-Garrde sie in dieser Woche doppelt überrascht hatte - auf dem Rückflug von Belsavis, als er ihr seine Entscheidung bezüglich beider künftiger Zusammenarbeit mitgeteilt hatte. Und noch einmal, bevor er für zwei Tage nach Nar Shaddaa geflogen war und ihr für die Zeit seiner Abwesenheit das Kommando übertragen hatte. 
Sie war von ihm einiges gewöhnt, aber das gezeigte Maß an Rücksichtnahme war dann doch etwas überraschend gewesen, wenngleich nicht unwillkommen. Manchmal brauchte ein Offizier eben einfach einen Drink, und dieses Mal war es nicht der Captain gewesen. 
Lienas zog leicht einen Mundwinkel empor und stieß sich von der Wand ab, um in das Verwaltungsgebäude zurückzukehren, in dem sich ihr Büro befand. Immerhin wollte noch ein Liebesgedicht für einen Terroristen geschrieben werden ...

Über Gloria H. Manderfeld

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